Dialog

Bad Vilbeler Wald > Dialog

Vorschläge für die Umgang mit dem Bad Vilbeler Stadtwaldes

Im vergangenen Jahr begleiteten wir kommunikativ die Petition mit diesem Blog. Nun gehen die Naturschutz- und Umweltorganisationen am 1.11.2021 in die städtische „Kommission für Umweltschutz, Land- und Forstwirtschaft“.

Der Arbeitskreis Bad Vilbeler Stadtwald hat am 22.10.2021 seine Vorschläge für die Kommission im  Sport und Kulturforum Dortelweil vorgestellt

An dieser Stelle soll Raum für Fragen, Anregungen und Diskussion sein.

Wir weisen auf die Netiquette für einen fairen Dialog und ein respektvolles Miteinander hin. > Ansehen

Dieser Beitrag hat 17 Kommentare

  1. Claus Metz

    Ein besonders schönes Zahlenspiel bietet uns der neue Forstamt-Nidda-Leiter Martin Krüger im Vilbeler Bau- und Umweltausschuss: "Zuletzt räumten die Waldarbeiter mit 603 Festmetern fast ein Drittel mehr als geplant zum Abtransport an die Waldwege. Doch in den nächsten zehn Jahren sollen jährlich nur noch 4,6 Festmeter pro Hektar Wald gefällt werden." Tolle Sache: bisher 603, jetzt 4,6! Wenn
    das keine Erleichterung für unseren Klima-bedrängten und Hessenforst-dezimierten Wald ist? Und so nicken die Ausschuss-Mitglieder brav den neuen 10-Jahres-Fällungsplan ab. Sogar die GRÜNEN, wenn auch
    mit Bauchschmerzen. Mir dagegen macht das Kopfschmerzen. Nicht wegen der einfachen Rechenaufgabe, das trickreiche Zahlenspiel zu entlarven: Wenn bisher jährlich 603 Festmeter Bäume im 173 Hektar großen Vilwald abgeholzt wurden, werden es in Zukunft bei 4,6 FM/Hektar im Vilwald 173 x 4,6 Festmeter "Holzernte" sein, also 795,80 Festmeter statt bisher 603. Und dann sieht die nochmal auf ein weiteres Drittel aufgeblähte Fällbilanz für unseren Waldvermarkter Hessenforst üppig aus. Auf unseren
    ausgelichteten Vilwald mit seinem aufgerissenen Kronendach dagegen kommen weitere magere Trocken- und Hitze-Jahre mit weiteren Auslichtungen zu, bis er von Sonneneinstrahlung und Heißwinden so
    trockengefönt ist, dass keine Eichen und -Buchen mehr nachwachsen. Und dann haben wir die gleichen Kahlhänge wie im Hessenforst-verheerten Vordertaunus auch hier.

    Ein ähnlich schönes Zahlenspiel bieten auf der gleichen BV-Anzeiger-Aufschlagseite die GRÜNEN im Rathaus, die den 3 Hektar großen Dortelweiler Park zwischen Dortelweiler Platz und AGO-Seniorenzentrum für Wohnungsbau und Gewerbe versiegeln und damit die Taunus-Frischwindschneise fürs mittlere und Alt-Dortelweil verbarrikadieren wollen: "Bislang stehen dort ein paar Bäume..." "Ein
    paar Bäume" klingt ähnlich wie die CDU-Dortelweil-Beruhigungsfloskel vor einigen Jahren: "Einige junge Birken (am Niddaradweg)...müssen gefällt werden." Damals wurden dann 25 ausgewachsenen Bäume am Niddaufer gefällt. Die GRÜNEN wollten die versprochenen 19 Nachpflanzungen überwachen, von denen immerhin ein Mickerbäumchen gepflanzt wurde neben dem Königsberger-Straßen-Abzweig an Stelle der 3 gefällten prächtigen reichbelaubten Eschenriesen. Im Dortelweiler Kastanienpark mit seinen 16
    stämmig gewachsenen Kastanien, 4 hohen Pappeln, 4 Früchte-reichen Kirschbäumen, 2 Riesenplatanen und weiteren ca. 40 Bäumen mit >20cm Stammdurchmesser müssten dann - erneut mit grünem Segen - bis zu 64 prächtige Schattenspender gefällt werden. Schöne neue Welt? Und auch ein ganz klein bisschen (die Szene mit der Fingerzahl) "1984"? Und das macht mir Kopfschmerzen.

    Claus Metz
    22.10.2023

    Seit den letzten Kommentaren ist reichlich Regen und Niddawasser geflossen. Die Umweltkommission hat sich als Minkel-geleiteter Verteidigungsblock traditioneller Forstwirtschaft gegen die "Zumutungen" aktueller Waldforschungsergebnisse "bewährt". Am 24.3.22 entbrannte im Vilwald "Massiver Streit um Waldbewirtschaftung", wie FNP+FR am 26.3.22 titelten. Nidda-Forstamtsleiter Reißmannn geht von +4° Erderwärmung aus mit der "Gefahr, ganze Wälder zu verlieren." Dagegen helfen nur "Bäume, die mit der Trockenheit besser zurecht kommen." Förster Richter tröstet, "nach Fällungen ist das Kronendach oft...in 2 Jahren geschlossen." Schade, dass die Kommissionär/innen nicht als Realitäts-Check zu den Kahlschlaglichtungen gegangen sind, vor allem der ggü. der Totenwiese. Dort hätten sie die frisch gefällten sterbend gesagten lukrativen Rest-Eschen der Güteklasse A nebst der zukünftigen Wiederaufforstung durch amerikanische Küstentannen bestaunen können: die meisten Nachwuchs-Tännchen waren im Sumpf ertrunken, in praller Sonne verdorrt. Ein schönes Beispiel dafür, dass die Wirklichkeit sich nicht nach patriarchalem Wunschdenken richtet.
    Bei der öffentlich zugängigen (Planungs-, Bau- und) Umweltausschusssitzung am 29.3.22 hält Dr. Hagen Witzel, CDU-Biologe mit Schwerpunkt Genetik, ein Grundsatzreferat, in dem er die üblichen forstwirtschaftlichen Kurzschlussdogmen wiederkäut: "Schadholz" und Totholz müssen entfernt werden, damit Vilbürger/innen gefahrlos Walderholung finden. Die im Feb.-Sturm gefallenen Bäume seien treffsicher markiert gewesen (was ausweislich meiner Foto-Doku nicht stimmt). Aktive Umgestaltung durch Neupflanzung und Naturverjüngung. In Baumholz gebundenes CO2 wird dank Fällung zur Versorgung mit Bau- und Brennholz (!) der Atmosphäre entzogen. Der Vilwald nimmt an Festmetern zu. Wenn man nicht aktiv eingreift, ist der Vilwald dauerhaft verloren. Denn der natürliche genetisch-evolutionäre Anpassungsprozess dauert viele Generationen. Vermutlich gabs zu Witzels Studien-Zeit noch keine Erkenntnisse zur Epigenetik, die das in Jahrmillionen gespeicherte genetische Potential aus Dürre- und Kälteperioden laufend abrufbar macht.
    Es gibt einen Lichtblick: Unser Förster Richter war wie auch Sabina Eberlein gerade auf einer Landes-Fortbildung. Herr Witzel, wann war Ihre letzte?

  2. Claus Metz

    Gestern vor der 1. Umweltkommissionssitzung hängte ich im Forumsfoyer meine Waldfotos aus dem Vilbeler Fällwald und den abgeholzten Taunushängen nebst Harvester in action auf. Im Saal staunte ich nicht schlecht, dass wir neben Umweltgruppenvertretenden über 2 Dutzend Parteifunktionstragende verfügen, die ohne sichtbare Unterlagen wohl bestens ins Waldthema eingearbeitet sind. Klaus Minkel eröffnete die Sitzung mit der Klage, die im letzten Jahrtausend vorherrschende Harmonie sei leider Gottes vorüber und beschwerte sich über die "Horror-Picture-Show" im Foyer und einen BM-Kandidaten, der das ernste Anliegen der Waldrettung als Karrieretrampolin nutze.
    Es folgten 2 langatmige Hessenforst-Vorträge, die tief in die Erdgeschichte vordrangen und eher als Predigt für verstockte Klimaleugnende geeignet waren. (Dabei leugnet Klaus Minkel ja nur, dass dieser Menschen-gemacht ist.) Interessant waren für unseren Wald Überlegungen zur Anpflanzung alternativer, trockenheitsresistenter Baumarten wie Douglasien, Küstentannen oder Eichen. Letztere hätten sich aber als Spätfrostempfindlich erwiesen: Ihre 4 Wo. früher als früher knospenden Jungtriebe erfrieren im Frühling.
    Einer "Nutzung" von jährlich 6,6 Festmeter/Hektar/Jahr stehe ein Zuwachs von 8,9 FM/ha/J. entgegen. Die mittelalten Buchen hätten bei zu erwartender Temperaturzunahme von 2-3(5)° sowieso wenig Überlebenschancen und verschatteten nachwachsende Laubbäume. Wenn man sie jetzt nicht fälle, fielen sie augenblicklich um und verpufften unter plötzlicher Entlassung ihres gespeicherten CO2 in die Luft (sinngemäß). Gefällt und eingebaut in die zahlreichen Holzhäuser (Ich kenne sogar 1 in Gronau) bliebe das CO2 langfristig gebunden. Dagegen verlören "stillgelegte" Naturwälder 10% der CO2-Speicherfähigkeit. Also weiterfällen wie bisher!?
    Nach den auch stimmlich monotonen Vorträgen wurden die bis zu 20 Zuschauenden rauskomplimentiert. Im Foyer durften sie und die beiden HESSENFörster sich die Waldrealität angucken. Frau Fauerbach für FNP und WZ (BVA) und eine FAZ-Redakteurin, die sich von Petra Burgmann ausführlich unsere Kritikpunkte erläutern ließ, wirkten froh über die aufgelockerte Atmosphäre.
    Meine Empfehlung: 1. Die HF-Mär von der raschen CO2-Freisetzung in Ruhe altern gelassener mittelalter Buchen aufklären.
    Die können noch Jahrzehnte lebend und abgestorben stehen und Jahrzehnte vermodern und einschließ-
    lich ihrem CO2 den Boden düngen.
    2. Klar machen, dass der Wald zur Verdunstungsminderung und Buchen-Sonnenbrand-Vermeidung auf
    seinen schützenden intakten Kronenschirm angewiesen ist. Darunter können junge Buchen natürlich
    nachwachsen. "Durchforstung" verschlimmert die Klima- Erhitzungsfolgen.
    3. Bitte beharrt in der Umweltkommission auf einer Auskunft, wohin genau unser Vilbeler Fällholz verkauft
    bzw. verschifft wurde. Warum nur fehlt unseren Zimmerleuten nach HF-Kahlschlägen das Bauholz???
    Meine Waldfotos stelle ich gern für die Homepage und zum Aufhängen zur Verfügung. Herzlichen Dank für Euer Engagement.

    1. Margret Braun-Odenweller

      Hallo Klaus ! Die Absage auf der Website habe ich übersehen-
      Danke für dieFotokarten

      Bitte informiert mich regelmäßig

      Danke Grüße Margret

  3. Arnaud Lacarelle

    Guten Tag,

    Ich war gestern bei dem sehr schönen Vortrag von Klaus Borger dabei und mir ist etwas aufgefallen: Sein Vortrag bestand fast nur aus Bilder. Diese sagen viel mehr aus als Erzählungen oder eine Liste von "Bullet Points"

    Als Anregung für die kommende Tagungen der Umweltkommission: gibt es nicht die Möglichkeit Fotos vorher / nachher des Bad Vilbeler Waldes dort zu zeigen ?

    Vielleicht könnten auch Dauerspaziergänger ab jetzt in regelmäßigen Zeitabständen (alle 3 oder 6 Monaten) bestimmte Ecken des Waldes zu fotografieren, um bestimmte Ereignisse im Wald besser zu dokumentieren und damit besser darüber zu kommunizieren ?

    Auf jedenfalls, vielen Dank für die Initiative!

  4. Dr. Kerstin Helfricht

    Ich wohne seit gut einem Jahrzehnt in Bergen und gehe sehr oft im Bad Vilbeler Stadtwald spazieren. Heute fand ich an einer frisch zur Hälfte abgesägten alten Buche ein rotes DIN A4 Plakat mit der Adresse dieser Bürgerinitiative. Und war sehr erleichtert, dass es noch andere Menschen gibt, die das Schwinden der alten Bäume mit Sorge beobachten. Seit ca. zwei Jahren entdecke ich mit immer größerer werdendem Unmut den ruchlosen Umgang mit diesem für uns alle wertvollen Biotop: Das Schlagen der ältesten und schönsten Baume, das Lichtwerden des Waldes im Kronenbereich. Das angstvolle Flüstern der verbliebenen Bäume... Seit diesem Frühling kann ich vom Berger Höhenweg herunterkommend an einigen Stellen durch den Wald auf die Vilbeler Seite hindurchschauen. Ebenso besorgniserregend das verstärkte Eingreifen in den wichtigen zur Beschattung der Südseite dienenden verbuschten Waldsaum. Krude werden Büsche, Ranken, Sträucher und Äste einfach abgesägt, um das maschinelle Mähen der angrenzenden Wiesen zu erleichtern und womöglich die Wiesenfläche zu vergrößern. Der Wald verliert hier seinen Schutz vor der immer stärker werdenden Sommerhitze. Der Boden trocknet aus, die Bäume, die im Wald verblieben sind, geraten noch mehr in Stress. Ebenso wie die bereits in Kommentaren erwähnte zu starke Auslichtung der Baumkronen (durch das Entfernen der alten, großen, mit weitverzweigten Kronen schattenspendenden Baumsenioren), die dem "Verdursten" und Austrocknen des Waldbodens Tor und Türe öffnet. Irgendwo steht am Wegesrand noch eine dieser Schautafel aus längst vergangenen Jahren, auf der eine nicht dem Profit dienende, schonende Bewirtschaftung des Bad Vilbeler Waldes gepriesen wird... Ich wollte diese Tafel eigentlich fotographieren und dann dazu im Schwenk die längs des Weges aufgestapelten Baumstämme... Nun aber schöpfe ich Hoffnung, dass die Stimmen dieses Forums vielleicht doch etwas ausrichten und den profitgierigen, unsensiblen und scheinbar nicht denkenden Bewirtschaftern den Sägearm stillegen. Ich freue mich jedenfalls, dass ich mit meinem Zorn nicht alleine bin.

  5. Roland Brendel

    Ich begrüße die Initiative sehr!! Anfang 2019 sind wir nach Bad Vilbel gezogen und haben direkt neben dem Wald eine Wohnung gefunden. Da wir noch einen Hund hatten, war mehrfach täglich ein Gang im Wald angesagt. Anfang 2019 kein Problem. Im Herbst 2019 fingen erstmals für mich umfassende Baum- und Fällarbeiten an. Die Wege wurden täglich schlechter und ich glaubte noch an die Informationstafel, dass alle 5 Jahren einmal derartige Arbeiten passieren und anschließend die Wege wieder begehbar gemacht werden. Letzteres geschah schon mal nicht und ich rutschte in der Folge mehrfach aus und stürzte auch 2x - ich bin nicht mehr der jüngste. Dieses Jahr das gleiche wieder. Also, die Tafel zu den Waldarbeiten sollte man abbauen und verbrennen.
    Dann schreibt Herr Anonymus vom "Direkten Draht" im Vilbeler Anzeiger auch noch, dass die Buchen eh nicht standfest seien (-????-) und die nachgepflanzten Eichen durch ihre tiefen Wurzeln doch viel besser seien und Trockenheit überstehen. Das mag stimmen, aber es hört sich für mich nach Monokultur auf andere Art an (wirtschaftlich ist Eiche sicher reizvoll). Zum anderen wird der Eichenprozessionsspinner vergessen. 2019 hatte ich davon noch nichts bemerkt, aber in 2020 habe ich mind. eine Eiche mit starkem Befall gesehen und gemeldet (hat wohl niemanden interessiert, da ich nie eine Antwort erhalten habe - auch nicht auf Rückfrage). Kurz danach wurden dann Warnschilder aufgestellt, die teilweise immer noch stehen. Für mich heißt das, mehr Eichen = mehr Eichenprozessionsspinner = zukünftige (Teil-)Sperrung des Waldes in den Sommermonaten, da niemand die Haftung für Gesundheitsschäden übernehmen will. Im Sommer Sperrung und im Winter die kommerzielle Nutzung des Waldes, d. h. Baumfällarbeiten.
    Diese haben aber noch andere Folgen. Im Frühling 2019 hörte ich jeden Abend / jede Nacht die Waldkäuze. In Frühling 2020 keinen einzigen. Ende 2020 / Anfang 2021 kamen wieder einige verzagte Versuche der Waldkäuze sich zu melden. Mit den verstärkten Waldarbeiten hat auch das wieder aufgehört.
    Mit den Wildschweinen ist es gerade umgekehrt. Diese halten sich vermehrt am Waldrand (z. B. Straße "Am Hahnen") auf und wurden auch schon auf der Straße gesichtet.
    Und wenn ich mir die geschlagenen Stämme so ansehe ... das waren keine maroden Bäume, die gefällt wurden, das sind nach meiner Einschätzung (zugegeben als Laie) gute Stämme, die gewinnbringend verkauft werden.
    Lange Rede: Lasst einfach mal wieder den Wald in Ruhe.

  6. Roland Tatzel

    Es steht außer frage, dass der Wald (auch in Bad Vilbel) durch den Klimawandel einer katastrophalen Dürrebelastung ausgesetzt ist. Insofern ist die Forstwirtschaft gefordert, Konzepte zur Erhaltung der Wälder unter den Bedingungen des Klimawandels zu entwickeln und umzusetzen. Wollte man aber die Buchen als trockenheits-sensible Baumart aus dem Vilbeler Wald entfernen, bliebe von diesem Wald nicht mehr viel übrig! Hier sind also behutsame und langfristig nachhaltige Planungen erforderlich, bei deren Umsetzung auch die Selbstregulationskräfte des Ökosystems Wald berücksichtigt werden müssen.
    Gegenwärtig bietet aber der Vilbeler Wald das erschreckende Bild eines Schlachtfelds, das den Eindruck eines radikalen und massiven Holzeinschlags vermittelt: Überall gefällte Buchen, deren Zustand vielfach nicht auf einen ausgeprägten Trockenheitsschaden schließen läßt. Äste, Unterholz und Reste von Wurzeln türmen sich zu Bergen auf, an den Wegrändern werden die zersägten Stämme der Bäume meterhoch gestapelt. Der Waldboden ist von schweren Forstmaschinen aufgewühlt, zerfurcht und verdichtet, ganze Schneisen ziehen sich kreuz und quer durch den Wald. Sieht so nachhaltige und ökologische Forstwirtschaft aus?! Der Vilbeler Wald wird meines Wissens nicht wirtschaftlich genutzt, somit dürfte auch kein Kostendruck zur Gewinnung von Nutzholz bestehen. Der (zumindest teilweise) Einsatz von Rückepferden anstatt schwerer Forstmaschinen wäre also durchaus gerechtfertigt, wenn dadurch derart immense Schäden für den Waldboden vermieden werden können. Dass dieser Wald als eines der schönsten Naherholungsgebiete der Wetterau von zahllosen Menschen besucht und geliebt wird, dürfte wohl bekannt sein. Wenn jetzt mit dem Argument der forstwirtschaftlichen Notwendigkeit der Vilbeler Wald regelrecht verwüstet wird, dann könnte das fatale Folgen für die Kommunalwahl im März haben: Mit dem Stimmzettel in der Hand werden dann eventuell die Wähler ihren Unwillen zum Ausdruck bringen.
    Fazit: Die Forstwirtschaft muss, auch aus Sicherheitsgründen, auf die Dürreschäden mit angepassten Konzepten reagieren, keine Frage. Aber so wie derzeit im Vilbeler Wald kann und darf mit den Wäldern und auch mit den Bedürfnissen der Menschen nicht umgegangen werden! Und wenn man es dennoch tut, aus welchen Gründen auch immer, dann müssen die Bürger in die Entscheidungsfindung eingebunden werden. Das ist aber in der Vergangenheit nicht geschehen, nicht einmal für ausreichende Information und Transparenz wurde gesorgt. Sicher hat Hessen-Forst den Verwaltungsauftrag für den Vilbeler Wald, aber der Kontakt zu den Bürgern wird von den Stadtverordneten und den Parteien hergestellt. Zu deren politischer Verantwortung gehört es, die Menschen (also die Wähler) zu informieren, auf ihre Bedürfnisse einzugehen, sie zu überzeugen und zu gewinnen- das gilt für jedes Parteiprogramm genauso wie für die Bewirtschaftung des Vilbeler Waldes...

  7. Melanie Wellmann

    Als ich heute durch den Vilbeler Wald mit meiner Tochter ging - so wie wir dies seit vielen Jahren tun- war ich enttäuscht und traurig. Enttäuscht wie die Stadt es zulassen kann, dass dieses wunderschöne Erholungsgebiet so zerstört wird. Traurig als meine zehnjährige Tochter sagte , dass der Wald wie ein Schlachtfeld mit (Baum) Leichen aussehen würde. Später allerdings wurde ich wütend und bin es noch immer, nämlich zu dem Zeitpunkt als ich das Wahlplakat der CDU sah. Ein wunderschöner, intakter Vilbeler Frühlingswald ist abgebildet mit dem Slogan #VilbelLiebe. Mir fehlen wirklich die Worte! Hier bin ich nun tatsächlich und glücklicherweise als Wählerin gefragt zu handeln. Für mich ist das Plakat vor dem Hintergrund der morgendlichen Bilder aus dem Wald ein buchstäblicher Schlag ins Gesicht.

  8. Karin Schmidt

    Hallo Frau Ungerer, herzlichen Dank für Ihren Beitrag. Könnten Sie konkret Gemeinden im Lahn Dill Kreis nennen, die auf Hessenforst verzichten und eigene Konzepte verwirklichen? Das wäre sehr hilfreich! Viele Grüße Karin Schmidt

  9. Angelika Ungerer

    Die deutschen Wälder spielen eine maßgebliche Rolle, wenn man an den Klimawandel denkt. Um diesem entgegenzuwirken müssen sich die Kommunen etwas anderes überlegen, als immer gleich mit dem Beil zu kommen. Ich schließe mich da Claus Metz an und glaube auch, dass man hier einfach auf eine altbewährte Methode zurück gegriffen hat um irgendwelche Schädlinge auszumerzen. Der Bad Vilbeler Wald diente wohl immer der Forstwirtschaft und galt nicht als Naherholungsgebiet. Sollte dies jemand besser wissen, kann er mich gerne korrigieren. Der Wald steht im Eigentum der Stadt Bad Vilbel und Hessenforst verwaltet ihn. Andere Gemeinden, z.B. im Lahn-Dill-Kreis, haben sich gegen die Verwaltung von Hessenforst entschieden und einen eigenen Förster angestellt. Dort sieht der Wald dichter und ursprünglicher aus.

  10. Claus Metz

    Seit Jahren beobachte ich, wie Bäume im Stadtgebiet und im Vilbeler Wald gefällt werden, ohne dass ich eine Instabilität oder mangelnde Belaubung oder Rindenkrankheiten wie in den Taunus-Fichtenwäldern sehen kann. Die stattlichen Buchen und Eichen, die im Dez. 2020 im Vilbeler Stadtwald gefällt wurden, zeigen an den Schnittstellen fast alle kräftiges Holz ohne Höhlungen, morsche Stellen o.ä. Auch keine Rindenablösung. Dass Herr Minkel das geltende Forstkonzept versteckt und zur Ehrfurcht vor dem alten Förster mahnt, weckt eher den Verdacht, dass die erneute gesteigerte Fällorgie auf traditionellen Forstkonzepten aus der Vor-Trockenzeit beruht, die "die Schuld" fürs Waldsterben bei Schädlingen sucht, die samt Bäumen ausgemerzt werden müssten. Je lichter das Kronendach durch Fällungen wird (guckt mal im Stadtwald nach oben), desto mehr kann der trockene Wind den Wald weiter austrocknen und als Sturm vereinzelten Baumriesen umblasen. Ich bin sehr erleichtert, dass ihr InitiatorInnen und auch Klaus Schermelleh sich für eine kritische Kontrolle Ende der Fällungen einsetzen.

  11. Christof Strohkark

    Zum Artikel „Minkel vermisst den Respekt“ in der WZ vom 17.12.2020
    Der Vilbeler Wald ist schwer krank, ein Großteil der den Wald prägenden alten Buchen ist schon stark geschädigt. Würde man alle kranken Bäume fällen, bliebe vom Wald vermutlich nicht mehr viel übrig. Eine solche Situation ist komplett neu – auch für die Forstverwaltung und die für sie arbeitenden Forstwirte in Hessen. Auch sie können keine auf Erfahrung basierende Kompetenz darüber mitbringen, welche Wege in Zeiten des Klimawandels am besten zur Rettung der Wälder beschritten werden sollten. Es spricht aber vieles dafür, dass die Strategien von gestern nicht mehr greifen und sich im Gegenteil als schädlich erweisen dürften.
    Insofern ist eine offene und transparente Arbeit an neuen Konzepten zur Rettung des Waldes unter Einbeziehung von Interessengruppen und Fachleuten verschiedener Disziplinen notwendig. Durch die Einsetzung der in der Petition geforderten Kommission soll genau das erreicht werden.
    Es gibt mindestens zwei Gründe, vorsichtig optimistisch zu sein, dass dieser Weg erfolgreich sein kann:
    Erstens liegt allen Beteiligten – den Befürwortern der Petition und den Unterstützern der aktuellen Waldbewirtschaftung - die Rettung des Waldes am Herzen, es gibt nur Differenzen über das „wie“. Ein gemeinsames Ziel ist trotz aller Differenzen eine gute Basis.
    Zweitens ist der Bad Vilbeler Stadtwald nach meinen Informationen kein Wirtschaftswald, er dient nicht wirtschaftlichen Zwecken. Das vergrößert den Raum möglicher Optionen und Bewirtschaftungsformen deutlich.

    Es gibt aber andererseits mindestens zwei Gründe, die den Optimismus dämpfen:
    Erstens ist der Umgangston, mit dem Herr Minkel engagierte Bürgerinnen und Bürger abzukanzeln versucht und sie offensichtlich nur als Störenfriede begreift, keine Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.
    Zweitens spricht der von Herrn Minkel verfolgte Ansatz, eine bereits erarbeitete Konzeption zur Rettung des Waldes nicht öffentlich zu machen, bis der Kommunalwahlkampf vorbei ist, weder für ein ausgeprägtes Demokratieverständnis noch für ein angemessenes Problembewusstsein. Der Klimawandel wartet nicht bis zum 14. März 2021 und der Wald sollte nicht zum Gegenstand parteipolitischer Differenzen werden.
    Zu beiden letztgenannten Punkten würde ich mir ein moderierendes Einwirken des freundlich und höflich auftretenden Bürgermeisters wünschen, damit letztlich der Optimismus überwiegen kann.

  12. Claudia Blank

    Liebe Initiatoren,
    Gratulation zu Euerer wichtigen Initiative und zur Petition, die wir gerne mit unterstützen würden. Bitte nehmt Kontakt auf zur BBIWS unter: www.bundesbuergerinitiative-waldschutz, wenn Ihr Euch zB.mit Eurer Initiative anschließen wollt. Aktuell wurde ein Offener Brief an Hessenforst und die politisch Verantwortlichen verschickt. Alles weitere über unsere Kontaktadresse. Soviel vorneweg: Eure Wahrnehmung stimmt.

  13. Karin Schmidt

    Ich bin sehr froh über die Gründung dieser Initiative, denn kritische Fragen zur Strategie der Waldbewirtschaftung und die Forderung nach einem zukunftsweisenden Konzept sind nach den jüngsten Ereignissen mehr als berechtigt. Einfache Antworten gibt es angesichts des komplexen Themas sicher nicht. Doch am Anfang eines Umdenkens steht die Entscheidung FÜR den Erhalt des Vilbeler Waldes als Naherholungsgebiet und vor allem als wertvolles Ökosystem, das einen essentiellen Beitrag zur Linderung der Klimafolgen direkt vor unserer Haustür leistet. Dieser Nutzen wird im Verhältnis zum "Rohstoff Holz" noch viel zu wenig berücksichtigt und wertgeschätzt.
    Die Bürgerinitiative hat Vorbildcharakter, denn der wirtschaftlich motivierte Lobbyismus der Forstbetriebe ist nicht nur regional sondern bundesweit eine große Hürde auf dem Weg, mehr Naturwald zu wagen. Es ist ein steiniger Weg und ich wünsche dem Arbeitskreis Durchhaltevermögen und viel Erfolg!

  14. Gisela Schucht

    Vielen Dank für die Initiative!
    Habe die Petition soeben unterzeichnet. Den Link habe ich an viele Freunde und Bekannte weitergeleitet, in der Hoffnung dass sich so das Wissen über die Existenz Ihrer Webseite schnell verbreitet.
    Die Systematik und Logik der Baumfällungen erschließt sich mir als Laie nicht. Mit der Wiedereinführung der Kommission für Umwelt-, Land-, und Forstwirtschaft erhoffe ich mir Antworten.
    Herzliche Grüße!

  15. Klaus Schermelleh

    Liebe Initiatoren,
    seit 2014 leite ich für die NaturFreunde Bad Vilbel Pflanzenexkursionen in und am Vilbeler Wald. Deshalb liegt mir dieser schöne Wald natürlich am Herzen und ich unterschreibe gerne die Petition. Allerdings habe ich hierzu drei Anmerkungen:
    1. Es stellt sich die Frage, ob die Stadt Bad Vilbel überhaupt der richtige Ansprechpartner ist, denn der Wald wird von Hessen-Forst bewirtschaftet.
    2. Das letzte Wort zeigt es schon: Natürlich ist der Wald ein Wirtschaftswald, wie fast alle Wälder. Aber es kommt auf den Umfang und die Art und Weise an. Da muss sich etwas ändern.
    3. In der Petition heißt es "Die Mehrzahl der gefällten Baumstämme wird aus dem Wald entnommen." Mir fällt hingegen auf, dass sich an den Wegrändern seit Jahren die schönsten Baumstämme stapeln und jetzt kamen noch neue hinzu. Ob die auch wieder liegen bleiben? Welche "Straegie" steckt dahinter? Überhaupt keine?
    Initiative und Petition sind wegen dieser und anderer Fragen und Widersprüche (siehe Petition) für mich sehr begrüßenswert. Ich hoffe, dass die Aktion erfolgreich sein wird und bin zur Mitabeit gerne bereit!

  16. Caro

    Hey, das ist eine tolle Aktion! Der Wald ist superwichtig. Ich interessiere mich auch schon länger für Wald, Waldwirtschaft und vor allem Naturschutz und sinnvolle Waldnutzung. Auch ich verstehe die derzeitige Abholzung nicht. Vor allem nicht die Nutzung des schweren Geräts, welches den Waldboden übermäßig beansprucht sowie verdichtet und die Kleinstlebewesen darin unwiederbringlich zerstört. Der Waldboden kann dann unter anderem die wichtige Schwammfunktion für die Speicherung des Wassers für Tockenzeiten nicht mehr erfüllen. Gerade das wäre aber sehr wichtig. Die trockenen Sommer werden uns wohl erhalten bleiben. Umso wichtiger ist diese Funktion für die Erhaltung der Bäume. Und natürlich muss der Wald genutzt werden dürfen. Dann fände ich eine schonende Entnahme mittels Rückepferden gut. Das schont den restlichen Wald, dauert aber natürlich wesentlich länger. Leider regiert ja immernoch das liebe Geld. Doch das sollte die Nachhaltigkeit den Menschen wert sein.

Kommentare sind geschlossen.