Zum Artikel „Minkel vermisst den Respekt“ aus der Wetterauer Zeitung vom 17.12.2020
Die fachfremden Kritiker, einer schreibt hier, sind ein Reviergärtner der Frankfurter Goethe- Universität, eine Projektleiterin Onlinebusiness und ein Dipl.-Ing. (FH) Landschaftsarchitektur. Also: nicht ausschließlich fachfremde Menschen und Bürger Bad Vilbels.
Die Art mit Kritik umzugehen ist uns bekannt. Insbesondere das Einschlagen auf alles, was irgendwie „Grün“ ist, nimmt zunehmend unsachliche Züge an. Auch die nun wiederholt geäußerte Unterstellung Wahlkampf zu betreiben, ist falsch. Die politischen Neigungen der drei sind durchaus unterschiedlich.
Um was geht es? Bürger gründen einen Arbeitskreis und äußern ihre Meinung. Sie kritisieren die Vorgehensweise bei der Bewirtschaftung des Stadtwaldes und machen ihr Anliegen öffentlich. Im Zentrum der Kritik steht der, aus Sicht der Kritiker, dem Wald schadende massive Holzeinschlag.
Unsere Kritik an der Vorgehensweise von Hessenforst sehen wir als berechtigt an und sie wird in Fachkreisen zunehmend geteilt. Wälder müssen möglichst geschlossen sein, damit sich ein diesem Ökosystem förderliches Klima ausbilden kann. Der Verweis auf die CO 2- Bilanz ist ein schwaches Argument. Holznutzung ist niemals klimaneutral, dennoch ist sie sinnvoll, wenn die Bedingungen unter denen dieser nachwachsende Rohstoff wächst, das Ökosystem Wald fördern. Dies ist allerdings in unserem Wald nicht zutreffend.
Die vom Stadtrat Minkel vorgebrachte Behauptung, wir würden uns dafür aussprechen den Wald durch „Nichteinschlag stillzulegen“ ist geradezu abenteuerlich. Erstens fordern auch wir die selbstverständliche Sicherung der Wege und zweitens kann man einen Wald nicht stilllegen- er wächst, wenn man ihn lässt. Was wir stilllegen wollen, ist die Fällung und Entnahme der Bäume in den Bereichen fern der Wege. Auch wenn diese krank sind leisten sie noch jahrzehntelang wichtige Dienste für eine Reihe von Tierarten und den Wasser- und Temperaturhaushalt im Wald. Wenn Herr Minkel ausführt, dass es sicher nicht ökologischer ist, Holz aus Brasilien einzuführen, kann ich ihm nur Recht geben. Zurückfragen möchte ich aber, ob es ökologisch vernünftig ist, dass beinahe die Hälfte des in Deutschland genutzten Holzes verbrannt wird.
Bei alldem ist aber auch klar, dass es unter Experten unterschiedliche Meinungen gibt.
Diese gilt es zu diskutieren und deshalb war die zentrale Forderung von Beginn an die Einrichtung einer Plattform im Sinne der früheren „Kommission für Umwelt-, Land-, und Forstwirtschaft“. Diese Kommission hat es zu Zeiten des Bürgermeisters Biwer gegeben.
Wenn sie nicht abgeschafft worden wäre und mehr Transparenz herrschen würde, käme die Kritik vielleicht nicht so überraschend daher.
Auch jetzt sollen die Vilbeler Bürger wohl wieder vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Sachliche Kritik und Mitarbeit an der neuen Konzeption für den Wald sind offenbar nicht erwünscht. So verstehe ich jedenfalls die Aussage Minkels: „Damit die sachliche Arbeit gewährleistet ist, muss die Konzeption erst nach dem sich abzeichnenden unsachlichen Wahlkampf vorgestellt werden, damit sie keinen Schaden nimmt.“ Wählt mal und hinterher sagen wir euch, was wir machen wollen. Das können wir nicht durchgehen lassen.
Wir wünschen uns einen von gegenseitigem Respekt geprägten Dialog, den wir, auch in fachlicher Sicht, durchaus auf Augenhöhe mit den handelnden Personen führen können.
Zu guter Letzt sei gesagt, dass wir selbstverständlich auch den ehemaligen Revierförster Link achten, er ist sicher ein honoriger Mann, dem wir alles Gute wünschen. Lediglich fachlich sind wir anderer Meinung und das erlauben wir uns einfach mal.
Hier geht es zum vorausgehenden Artikel in der Wetterauer Zeitung.
Verfolgt man die Medienbeiträge über den Vilbeler Wald in den letzten 2 Jahren und den jüngsten blinden Baumfäll-Aktionismus sowie die teils widersprüchlichen Aussagen des nun im Ruhestand befindlichen Fachmannes, kommt man zu der Erkenntnis, dass die Glaubwürdigkeit der "Expertise" (sowohl Hessenforst als auch Vilbeler Stadtrat) auf ein Minimum geschrumpft ist. Das das von Herrn Minkel angeführte "neue" Konzept erst nach den Wahlen vorgestellt werden soll, lässt vermuten, dass es kein neues, den Natur-und Waldschutz berücksichtigendes Konzept gibt. Woher soll das auch kommen, wenn man die Idee hatte, Waldwege zu asphaltieren, damit der Besucherstrom des Hessentages besser kanalisiert werden kann! Außerdem zeugt die unsachliche und persönlich angreifende Reaktion von Herrn Minkel nicht gerade von "staatsmännischer Größe". Ein Grund mehr, die selbstgerechte und selbstgefällige Handlungsweise der CDU-Führung in unserer Stadt auf den Prüfstand zu stellen.